Eigentlich wären sie ein Traumpaar, haben sie doch so viel gemeinsam. Beide leiten sie eine heimatsoziale Partei, beide erbten jene von einem politischen Übervater (Marine sogar von ihrem leiblichen Vater[1]), beide werden der nationalistischen, teilweise antisemitischen, oft rassistischen und gerne auch mal offen revisionistischen Elemente in ihren Parteien nicht Herr.
 
Gut, diesbezügliche Ausreißer gibt es wohl in fast jeder Partei auf unserem Kontinent und den dazugehörigen Inseln, doch warum nur, warum ist gerade in jenen Parteien, welche soziale Politik propagieren die autochthone Bürger bevorzugen sollte, die Quote an jenen, die partout die Vergangenheit nicht loslassen wollen, so verdammt hoch?
 

Könnte es sein, weil die Hetze gegen Zugezogene, gegen Vertreter anderer Religionen oder Völker, vollzogen durch in Wortlaut, sprachlicher Symbolik und realitätsverzerrenden Lügen der Propaganda der 1930er Jahre so verblüffend ähnlichen Kommunikationsweisen, bei denen nur die Objekte der Schuldzuschreibung an der angeblichen Krise teilweise ausgetauscht werden, ein gewisses Klientel anspricht, welches sich in seinen menschenverachtenden Gefühlsregungen dadurch bestärkt und bestätigt fühlt?
 
Natürlich nicht. Man möchte doch die Mitte der Gesellschaft repräsentieren. Man möchte solche Menschen, die ihre Sympathien für die Ideologie des alten Reiches nicht verwerfen oder verbergen wollen auch nicht in den nationalpopulistischen Parteien haben, es sei denn, sie gewinnen zufällig ein Amt bei demokratischen Wahlen – dann kann man sogar den Parteiausschluss solcher Personen rückgängig machen.
 
Dennoch, und das weiß man in den Gesinnungskameradschaften von Heinrich und Marine, ist trotz aller Vorarbeit, trotz der ständigen Nivellierungbemühungen an den Empfindlichkeiten der Masse bezüglich nationalistischer und rassistischer Aussagen, die Zeit noch nicht reif, die Kreide vom Speiseplan zu streichen.
 
Noch muss das Lamm das Lamm sein, in der Öffentlichkeit seine Rolle als Opfer geben und Stück für Stück daran arbeiten, die Demokratie, universale Menschenrechte und Menschenwürde unter dem Beifall der Menge zu Grabe zu tragen.
 
Bis dahin wird auch Marine noch ihren Vater verleugnen müssen, und der ostmärkische Bundesspitzenkandidat seine schmissgezeichneten Förderer, wenn diese verbal wieder einmal über die Stränge schlagen.
 
Bis dahin werden Heinrich und Marine Seite an Seite stehen, nebeneinander für ihr Ideal kämpfen, solange bis sie ihr Ziel erreicht haben, und dann die Durchsetzung ihrer nationalistischen Interessen sie zwangsläufig zu Feinden machen wird.
 
Wo bleibt die Satire in diesem Artikel, mag sich der geneigte Leser fragen, und meiner Wenigkeit bleibt nur zu antworten, die inhärente Ironie und auch Tragik der Geschichte ist manchmal durch auferlegte Satire nicht zu übertreffen.
 
Lustig ist es trotzdem nicht,
frohe Ostern,
♥-lichst, Patricius.
 
 


[QUELLEN]
[1]http://www.spiegel.de/politik/ausland/frankreich-jean-marie-le-pen-wiederholt-
gaskammer-verharmlosung-a-1027008.html